Hören, wie der Schaum knistert. Sehen, wie der Hopfensaft perlt. Schmecken, wie sich die Malzigkeit im Gaumen ausbreitet. Kurzum: Einmal mit allen Sinnen in die Welt des Bieres eintauchen … Was könnte es Schöneres geben für die Liebhaber von Pils, Weizen oder Märzen? In ihren Bierseminaren kommen einige Veranstalter dem Wnnsch nach süffiger Wissensvermehrung gerne nach.

Im Bayerischen Brauereimuseum

Sieben Biere beim ersten Abendessen verkosten? Eine Brauerei vollständig aus Glas, um Gär- und Reifeprozesse ganz nah zu beobachten? Blumige Begriffe für die Festigkeit des Schaums finden? Biersensorik heißt das Stichwort für Martin Ständner vom Bayerischen Brauereimuseum in Kulmbach und dessen Hausbraumeister Robert Boser, die regelmäßig Wochenendseminare über eines der ältesten Handwerke Bayerns anbieten.

Riechen, schmecken, nippen, schlucken, kauen und genießen: »Unser flüssiges Gold kann man mit allen Sinnen erleben«, erklären die Fachmänner aus der heimlichen Hauptstadt des Bieres. »Das fängt schon bei der Komposition der Vorwürze an und hört mit der Wahl des passenden Glases noch längst nicht auf!« Aber jeder weiß: Ein kräftiges Festbier schmeckt eben herrlich aus einem dickwandigen Maßkrug, möglichst aus Steingut, dann bleibt es länger kühl und frisch; ein edelherbes Pils dagegen entfaltet sein Aroma nur in einem dünnwandigen Pilsglas. Und ein naturtrübes Hefeweizen kommt im Tulpenglas zur optimalen geschmacklichen Entfaltung.

»So was wie Dosenbier oder Modebiere mit Mais oder Reis, das mögen wir hier überhaupt nicht«, eröffnet Fachmann Ständner sein Plädoyer für die süffige Tradition und betont das abgerundete Erlebnis bei den Kulmbacher Bierseminaren: Kurze Wege zwischen der experiment(b)ier-freudigen Küche im benachbarten Mönchshof und den gläsernen Sudkesseln im Museum, überraschende Exponate aus 3000 Jahren Bierkultur von den ägyptischen Pharaonen bis zum verlockenden Edelstoff – und zum Abschluss das begehrte Bierdiplom. Drei Tage voller Erkenntnisse und Erlebnisse im Zentrum der Bierkultur, fünf »bierige« Mahlzeiten zur sensorischen Vertiefung inklusive. Wohl bekomm’s!

Hausbrauen rustikal

Im Gegensatz dazu pflegt Manfred Herweg aus Nürnberg einen eher kunsthandwerklichen Ansatz, wenn er vom Bierbrauen spricht. Wie man schon von den Sumerern, aus der Antike und sogar von Rumpelstilzchen weiß – »Heute back’ ich, morgen brau’ ich … « -, ist die Herstellung von vergorenen Getränken eine sehr alte Haushaltstechnik und heutzutage mit den Hilfsmitteln aus einer normalen Küche problemlos umzusetzen. Also machen sich Herweg und seine wissensdurstigen Kursteilnehmer mit großen Töpfen (ideal ist ein Einkochautomat), Schöpfkellen und einer ausgedienten, sauberen Stoffwindel zum Filtrieren des Jungbieres ans genussvolle Werk.

Seit Jahrzehnten braut sich der Franke zu Hause durch die feinherbe Welt des Gerstensaftes: ob naturtrübes Weizen-, gehaltvolles Schwarz- oder alkoholfreies Malzbier für die Kinder. »Der Kick beim Hausbrauen ist: Ich kann jederzeit in den Gärungsprozess eingreifen, das Bier wird so, wie ich es möchte. Rein und natürlich. Ohne Zusatzstoffe, ohne Nachzuckern! Und das Beste daran: Brauerei ist wirklich keine Zauberei!« Aber trotzdem an Bürokratie geknüpft, denn ohne Brauanzeige beim zuständigen Hauptzollamt darf in Deutschland niemand alkoholische Getränke produzieren.

Mit ein paar Handvoll Malz, sprich gerösteten und geschroteten Getreidekeimlingen, Hopfen aus eigenem Anbau, Wasser und Bierhefe kreiert der experimentierfreudige Heimbrauer ohne großen technischen Aufwand seine persönlichen Alternativen zum verschmähten Industriebier – und gibt sein Wissen gerne weiter. Die Bierlehrlinge müssen nur vier Tage Zeit und lernfähige Geschmacksnerven investieren, wollen sie von Herwegs großem Erfahrungsschatz, der in den Brauprotokollen gespeichert ist, profitieren. Die Verkostung findet allerdings erst vier bis acht Wochen nach dem Kurs bei der finalen Bierprobe statt, wenn das ausgereifte Eigengebräu den vollen Geschmack entwickelt hat.

Infos Bierbrauen

Weiterführende Informationen zum Thema Bierbrauen auf Gutefrage.net

Kontakte: Bayerisches Brauereimuseum, Hofer Str. 20, 95326 Kulmbach, Tel. 0 92 21/8 05 14, www.bayerisches-brauereimuseum.de. Geöffnet Di-Fr 10-17, Sa, So 9-17 Uhr, Nov.-April 10-17 Uhr. Regelmäßig Tagesseminare ab ca. 59 €, Wochenendseminare ab 210 € (inkl. Übernachtung im Brauereigasthof Mönchshof und Verpflegung mit regionalen Schmankerln).
Manfred Herweg, Wernerweg 4, 90469 Nürnberg-Langwasser, Tel. 09 11/80 44 46, www.ich-liebe-franken/Reiki- Brauer. Viertägige Heimbraukurse ca. 60 € inkl. umfangreicher Braudokumentation. Teilnehmer sollen Gerätschaften mitbringen.
Sehenswertes drum herum: In Kulmbach historische Altstadt und Feste Plassenburg. Vielfältige Freizeit- und Einkehrmöglichkeiten an der Bier- und Burgenstraße Bayern-Thüringen mit 171 traditionsreichen Brauereien.
In Nürnberg ebenfalls sehenswerte historische Altstadt und Kaiserburg, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

190603LEI210.jpgDie Kunst des Bierbrauens

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2 Kommentare zu “Die Kunst des Bierbrauens”

  1. Heimbrau sagt:

    Es ist schon wirklich keine einfache Sache das Bier selber Brauen, aber mit ein wenig Übung ist schon möglich!

  2. Es ist einfacher als viel Denken. Es sollte sich natürlich anfangs genau an das Braurezept gehalten werden. Bei der Hefegaben muss absolut sauber gearbeitet werden. Ebenso beim schlauchen. Für die Anfänge ist es natürlich einfacher im Infusionsverfahren zu brauen. Später wenn etwas mehr Erfahrunge gesammelt worden sind ist das Dekoktionsverfahren auch einfacher. Anfangs hatte ich in meinen Braukursen immer im Dekoktionsverfahren gebraut mit sehr guten ergebnissen.

    Berichtigung zum Artikel:
    Die Telefonnummer und Internetadresse haben sich geändert in:
    Telefon: 0911 89608096
    Internet: http://www.reiki-bierbrauer.de

    Mehr infos auf meiner Internetseite.

    Und immer “Gut Sud”.
    Manfred Herweg

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