Waren Sie schon mal in Weimar? Haben Goethes Wohnhaus besichtigt und ehrfurchtsvoll vor der Kutsche gestanden, in der der Dichter einst durch die thüringische Landschaft gerollt ist? Und haben Sie dann vielleicht von der »guten alten Zeit« geträumt, als Kutschen noch das Straßenbild bestimmten? Haben Sie vielleicht überlegt, wie es wäre, wenn Sie selbst oben auf dem Kutschbock säßen? Dann zögern Sie nicht! Goethes Gefährt wird man Ihnen nicht überlassen. Allerdings böte sich das Saarland an, genauer gesagt der kleine Ort Schwalbach, um ein- oder zweispännig kutschieren zu lernen. Zumindest ein bisschen!

»Kutschenfahren ist gefährlicher als Reiten.« Man stutzt – aber das sagt einer, der es wissen muss: Michael Haas vom Hotel Mühlenthal. »Und wer glaubt, es in einem Crashkurs erlernen zu können, der irrt.« Allerdings, und das ist die gute Nachricht, kann man im Hotel Mühlenthal unter Anleitung eines professionellen, staatlich geprüften Fahrwarts FN herausfinden, ob das Spiel mit den Fahrleinen überhaupt das Richtige ist. Zur Verfügung stehen vier hervorragend ausgebildete Kutschenpferde, die sicher im Umgang sind. Denn nicht jedes Pferd ist zum Fahren geeignet. Der Unterricht erfolgt individuell und praxisnah.

Hartes Training

Um keine falschen Hoffnungen zu wecken: So im Handumdrehen wird man im Urlaub hier keinen Kutschenführerschein machen, aber der Funke könnte überspringen! Eine gute Voraussetzung ist natürlich, wenn Sie mit Pferden bereits vertraut sind. Wer noch nie oder kaum Kontakt zu Pferden hatte oder einen Stall von innen gesehen hat, dem steht viel Neue bevor. Für alle anderen gilt: Michael Haas vereinbart gerne einen Termin mit dem Fahrlehrer und schon kanns losgehen – nicht singend, wie der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel, dafür hochkonzentriert. »Nach 20 Minuten sind die meisten Leute fix und fertig«, erzählt Haas, »so anstrengend ist es, eine Kutsche zu lenken. Denn man muss dabei auf ungeheuer Vieles achten.«

Was so aussieht, als ginge es ganz von alleine, ist das Ergebnis eines harten Trainings, etwa den Pferden die richtigen Paraden zu geben, dass sie gerade hier und jetzt eine Linkskurre nehmen, ohne dabei den Laternenpfahl umzunieten! Übrigens: Zwei Pferde im Gespann zu haben, sei erstmal sicherer, als nur mit einem unterwegs zu sein, erläutert Haas. Erstaunt wird man sein, wie anstrengend und erschöpfend ein solches Training ist »Zumal die meisten Leute gar nicht die entsprechende Muskulatur besitzem weiß Haas. Man braucht Geschicklichkeit und auch ein wenig Kraft in den Händen. Der Fahrlehrer jedenfalls wird rasch feststellen, ob er seinem Schüler ganz die Zügel überlassen oder häufiger helfend eingreifen muss.

Hoch auf dem gelben Wagen

Aber wie lange braucht man denn nun, um so durch die Lande rollen zu können, wie wir es aus Filmen kennen? »Drei Monate lang zweimal wöchentlich ein Training unter fachlicher Anleitung, ist wohl das Mindeste«, so Haas. Und dann, so fügt er hinzu, sollten die Leute natürlich bedenken, dass sie auch weiterhin regelmäßig Kutsche fahren müssen, um in Übung zu bleiben. Logisch! Doch wo findet man Kutschen? In erstaunlich vielen Orten bestehen Reit- und Fahrvereine, und in Urlaubsregionen werden auch für Touristen Kurse oder Ausflüge veranstaltet, bei denen Couragierte selbst die Fahrleinen in die Hand nehmen dürfen und mit zwei oder vier PS auf kleinen Straßen oder Feldwegen die Gegend erkunden können. Fast wie zu Zeiten des Herrn Geheimrat …

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Infos Kutschenfahren

Kontakt: Hotel Mühlenthal, Bachtalstr. 214,66773 Schwalbach, Tel. 0 68 34/9 55 90, www.hotel-muehlenthal.de. Die Fahrlehrerstunde kostet 40 €.
Lage und Anfahrt: Saarland. Schwalbach liegt ca. 20 km nordwestlich von Saarbrücken, zwischen Saarlouis und Bous. Zu erreichen ist der Ort über die A 8.
Essen und Unterkunft: Das in einem Naherholungsgebiet gelegene Drei-Sterne-Hotel Mühlenthai bietet neben schönen Gästezirnmern auch sportliche Aktivitäten an. Wer sich etwas Muße gönnen möchte, findet im Wellnessbereich mit Sauna, Solarium und Kosmetikstudio Entspannung pur. Im Sommer öffnet ein netter Biergarten, ganzjährig serviert das Restaurant Spezialitäten der Region. Aus der eigenen Brennerei werden Liköre und Brände kredenzt. Adresse s. oben.
Wo noch? Im Landhotel Zum Matthiasl im Bayerischen Wald besteht ebenfalls die Möglichkeit, selbst eine Kutsche zu fahren. Unterricht für Ein-, Zwei- und Vierspänner kann arrangiert werden. Zum Matthiasl, Bischofsreut 10, 94145 Haidmühle, Tel. 0 8550/245, www.matthiasl.de.
In einer wunderschönen Umgebung veranstaltet der Fahrstall von Schloss Herrenchiemsee jeweils im Frühjahr und Herbst 5-tägige Kutschenfahrkurse für Anfänger und Fortgeschrittene auf der Herreninsel. Dort kann nach dem zweiten Kurs auch die Prüfung zum Deutschen Fahrabzeichen abgelegt werden. Schloss- und Gartenverwaltung Herrenchiemsee, 83209 Herrenchiemsee, Tel. 0 8051/68870, www.herren-chiemsee.de.

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