Das Montafon in Vorarlberg ist bekannt für seine Wasserkraft. Doch immer mehr setzen hier auf Muskelkraft und endecken auf 860 Kilometer Bikerrouten die landschaftliche Vielfalt zwischen Rätikon, Silvretta und Verwall. Und schätzen die Vorzüge komfortabler, bikefreundlicher Hotels.

An Energie fehlt es im Montafon nicht. Wobei es in diesem Fall nicht um Wasserkraft geht, für die das Montafon bekannt ist, sondern um die Gruppe vor Kraft nur so strotzender Biker, die es kaum erwarten kann, in die Pedale zu treten. Doch Markus vom Aktivpark Montafon, der die Gruppe an diesem Tag durch sein “Wohnzimmer” führt, versucht, den Tatendrang zu kanalisieren. “Es werden keine Startnummern verteilt. Wir wollen den Tag ganz gemütlich angehen.”

Der drahtige Guide kennt seine Biker. Seit vier Jahren leitet der 38-jährige staatlich geprüfte Trainer die Bikebasis Montafon in Schruns-Tschagguns – mit Erfolg. Mountainbike ist angesagt, jedes Jahr kommen rund zehn Prozent mehr Biker, Tendenz steigend. Auch das Niveau der Gäste wird immer besser. Und so können es einige morgens beim Treffpunkt kaum erwarten, dass es endlich losgeht. “Um zu testen, was der Bikeguide so drauf hat”, ergänzt Markus, der regelmäßig an Mountainbikerennen und Bergläufen teilnimmt, mit einem Lächeln. Doch ein Wettrennen wird es sicher nicht geben. “Es geht nicht darum, wer der schnellste ist, es geht um einen schönen Tag, um tolle Erlebnisse, eine schöne Einkehr und um ein einmaliges Panorama.”

Und dafür ist das Montafon genau der richtige Ort. Das rund 40 Kilometer lange Vorarlberger Tal am Fuß von Rätikon und Silvretta ist mit seinen Seitentälern, den schönen Hütten und den zahlreichen Güterwegen ein überschaubares, aber keineswegs überlaufenes Paradies für Biker. Über 30 bestens markierte Routen gibt es, 860 Kilometer können abgespult werden und von elf der Routen sind sogar GPS-Daten erhältlich. In einem eigenen BikeGuide sind alle Routen aufgeführt und ausführlich beschrieben. Einer der Initiatoren des Guides ist Rudi Bitschnau vom gleichnamigen Hotel. Zusammen mit Tobias Stergiotis und vier weiteren Freunden hat der begeisterte Biker den Führer auf denWeg gebracht. “Die Wege waren da, auch die Beschilderung war perfekt, der nächste Schritt war die überregionale Vermarktung des Montafon als Bikeparadies”. Ein Schritt dorthin war die Mitgliedschaft bei “Mountain Bike Holidays”, einem Zusammenschluss von 61 bikefreundlichen Hotels in 19 Regionen. Vier Hotels im Montafon gehören dazu und verpflichten sich, gewisse Qualitätskriterien zu erfüllen. Die Biker profitieren davon und bekommen neben persönlichen Tipps, Leihrädern oder Lunch-Paketen bei Buchung einer Bikepauschale auch die Möglichkeit, an geführten Biketouren des Aktivpark Montafon kostenlos teilzunehmen. Eine tolle Möglichkeit, mit Gebietskennern in Gruppen bis zu zwölf Personen die Region zu erkunden. “In der Regel bleiben die Biker drei bis vier Tage”, erzählt Rudi, “dabei gäbe es allein im Montafon Touren für einen Monat.”

Vom Hotel aufs Bike

Alle Touren sind von den Hotels direkt zu erreichen, auch die beliebte Runde über Bartolomäberg hoch zum Alpengasthof Rellseck. Bei der Auffahrt macht Markus gerne einen Abstecher Richtung Fritzensee. Als Überraschung hat er einen Stopp bei einer Alphütte geplant, bei der er Getränke deponiert hat. “Die Leute sollen erst einmal zur Ruhe kommen, sich gemütlich hinsetzen und kennen lernen. Es bringt ja nichts, wenn man die Hektik einer Arbeitswoche während der Urlaubstage fortsetzt.” Natürlich gibt es Gruppen, die sich sportlich komplett auspowern wollen. “Da geht es nur um möglichst viele Höhenmeter und Kilometer, und um Zeit zu sparen gibt es zur Stärkung nur Riegel aus dem Rucksack. Erst abends wird gegessen, dann aber richtig, schließlich ist man nach 3000 Höhenmetern und 120 Kilometern hungrig.” Sportliche Ausreißer gibt es immer wieder, davon sollten sich aber weder Durchschnittsbiker noch Einsteiger irritieren lassen. Im Montafon findet man Touren in allen Längen und Schwierigkeitsgraden und damit für jede Könnensstufe. Und wer in einem “Mountain-Bike-Holidays”-Hotel wohnt, der kann bei den geführten Touren zwischen zwei unterschiedlichen Leistungsgruppen wählen.

Markus lotst seine Gruppe weiter zum AlpengasthofRellseck. Das kleine, rustikale Wirtshaus befindet sich auf einer traumhaften Aussichtsloge, von der man fast drei Viertel des Montafon überblicken kann und zusätzlich mit einem Postkartenblick ins Rätikon belohnt wird. Fragt man die Montafoner nach ihren Lieblingsplätzen, dann wird nicht nur Rudi Bitschnau das Rellseck nennen. “Außerdem gibt es jeden Mittwoch Bergfrühstück mit Spiegelei in der Pfanne, Bratkartoffeln und Montafoner Surakäs (Saurer Käse), dazu selbst gemachtes Brot, hausgemachte Marmelade, frische Milch und Butter von der Alpe und leckere Heidelbeeromeletts” erzählt der sympathische Hotelier, der früher, als er noch Zeit hatte, seine Hausgäste höchstpersönlich mit dem Rad begleitete und immer wieder gerne hierher führte. Nach einer Pflichtpause aufRellseck geht es in einer langen Querung auf einem Güterweg übers Alplegi (1802 m) zur einfach bewirtschafteten Alpe Latons (1640 m) und dann auf einem der schönsten Singletrails des Montafon über Falla zurück nach Bartholomäberg. Die Tour ist gut markiert, doch wer einen Guide wie Markus dabei hat, der entdeckt öfter mal was Neues. “Als Guide kennst du halt noch ein paar Zuckerl, die nicht in der Bikekarte eingezeichnet sind” erzählt Markus und biegt in einen der Trails ab, die von Bartholomäberg spannend hinunter nach Sehruns führen.

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Bikegenuss im Silbertal

In der Regel bewegt man sich im Montafon jedoch auf guten Forstwegen wie auf der auch bei Einsteigern beliebten Tour ins Silbertal – bei der die Guides bereitwillig den Fremdenführer spielen. Nur leicht steigend geht es an der Litz entlang taleinwärts (“Im Mittelalter wurde hier Erz abgebaut, daher der Name Silbertal”) zum Gasthaus Fellimännli. Die beliebte Einkehrstation (“wurde nach den Murmeltieren benannt”) ist ein familienfreundliches Ausflugsziel mit Kinderspielplatz und gutem Essen. Wild ist zu empfehlen, schließlich ist der Wirt Jäger, ebenso Forellen, die kommen aus dem eigenen Teich, aber auch die Speckplatte oder die Käs- und Krautspätzle lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Etwas anstrengend, aber problemlos zu fahren, ist der Anstieg nach Wildried zu einem Hochmoor (“eines der höchstgelegenen Europas”), ehe man auf einem Höhenbalkon weitgehend flach mit Traumblick ins Rätikon zum Kristberg rollt. Dort wartet ein Abstecher zur Bergknappenkapelle St. Agatha (“die älteste Kirche im Montafon”), bevor man weiterfahrt nach Bartholomäberg und von dort zurück ins Tal. Die lange und sportliche Variante führt vom Gasthaus Fellimännli über die Untere und Obere Wasserstubenalpe – auf der urigen Alm macht Markus mit seiner Gruppe besonders gerne Rast – zum Sonnenkopf und dort in einem langen Downhill ins Klostertal. Von Dalaas aus führt dann wieder eine Forststraße rund 650 Höhenmeter hinauf zum Kristbergsattel, wo man die Wahl zwischen verschiedenen Wegen zurück ins Tal hat.

So vielfaltig wie das Montafon sind auch die Möglichkeiten für Biker. Die Touren starten im Talboden auf rund 700 Meter Höhe und führen durch Mischwälder zu den Alpen und weiter bis in den hochalpinen Bereich. Egal in welche Richtungen man von Sehruns- Tschagguns aus startet – mit Sicherheit findet man eine lohnende Bikeroute. Hoch hinauf geht es auf den Forstwegen am Kapell oder am Golm, viel zum Schauen gibt es auf dem Gamstalweg zur Lindauer Hütte am Fuß der Drei Türme – dieser Ausflug lässt sich mit einer Tour nach Grabs kombinieren. Richtig lang ist die Runde über den Kopssee und die Heilbronner Hütte ins landschaftlich einmalige hintere Silbertal. Selbst für eingefleischte Biker ist dieses unberührte Gebiet, das einen fast an Kanada erinnert, Neuland, da die im Natura 2000 Gebiet “Verwall” gelegene Strecke zwischen Gieslaalpe und dem Silbertaler Winterjöchle (1945 m, Landesgrenze Tirol/Vorarlberg) erst seit dem Sommer 2008 von Mountainbiker offiziell befahren werden darf – allerdings nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zwischen 15. Juni und 1 S. September. Mit 67 Kilometern und 1765 Höhenmetern eine der sportlicheren Runden im Montafon. Gut wer da mit Markus unterwegs ist und bei der Oberen Freschalpe Station machen kann. Die ist zwar offiziell nicht bewirtschaftet, doch weil Markus den Senn kennt, gibt’s
was zum Trinken.

Die Bike-Guides vom Aktivpark Montafon kennen sich aus – und zeigen ihre Heimat gerne von ihrer schönsten Seite. Von Sonntag bis Freitag bieten sie jede Woche ein Tourenprogramm an, für Gäste aus einem der vier  “Mountain-Bike-Holidays”-Hotels auch samstags. Und sie sind flexibel, wie Markus mit einem Schmunzeln erzählt. “Beim Infoabend habe ich mich einmal mit vier Pärchen getroffen und das Programm für den nächsten Tag festgelegt. Zum vereinbarten Treffpunkt kamen aber nur die Frauen, da die Herren kurzfristig auf Wellness umgeschwenkt sind. Entsprechend haben auch wir das Programm geändert und sind auf Wunsch der Damen zum Baden geradelt, wo sie dann aus dem Rucksack kleine Champagner-Flaschen geangelt haben!” In der Regel sind es jedoch die Männer, die sich sportlich austoben, während die Frauen in den Bikehotels die Wellness-Angebote nutzen. Und abends genießt man gemeinsam die angenehme Atmosphäre und die gute Küche der Hotels – schließlich muss man ja wieder Energie tanken.

Adressen:
Mountain Bike Holidays
Tel. 0043/6542/80480-28 . www.bike-holidays.com
Montafon Tourismus GmbH
Tel. 0043/55561722530 . www.montafon.at . www.aktivpark-montafon.at
Termin: Montafon Mountainbike Marathon
Anspruchsvolle Strecken profile, kräfteraubende Anstiege und waghalsige Abfahrten gibt
es am 1. August 2009, wenn zum ersten Mal der M3 Montafon Mountainbike Marathon
startet. Gefahren wird auf drei unterschiedlich schwierigen Strecken, die einzeln oder als
Team in Angriff genommen werden können. www.montafon-m3.at

bike3 Bike-Tour durch die Vorarlberge

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