Mit einem Iuchzer in kristallklare Wasserbecken platschen, seilgesichert durch rutschige Felsrinnen klettern und vom Neoprenanzug warm gehalten eisige Bergbäche erkunden, das ist der Kick am Trendsport Canyoning – oder neualpin auch »Schluchteln« genannt. Wagemutige Wasserkletterer mit Erfahrung vergnügen sich vor allem in den Hochalpen sowie in den Pyrenäen. Dort, in den engen Klammen zwischen Spanien und Frankreich wurde das Canyoning vor über 20 Jahren erfunden, als übermütige Kraxler erstmals dem Lauf des Wassers in der Vertikalen folgten und mutig in die Schluchten sprangen.

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Für Einsteiger gibt es in Deutschland nur wenige geeignete Schluchtabschnitte, Bachläufe am Alpenrand sind z. T. aus Naturschutzgründen tabu.

Canyoning-Neulinge kommen im Allgäuer Lechtal, im Raum Sonthofen/Oberstdorf sowie im Bregenzer Wald in den Genuss des abenteuerlichen Sportlercocktails aus Abseilen, Abklettern, Rutschen, Springen, Schwimmen und Untertauchen – natürlich nur unter fachkundiger Anleitung. Michael Pruss etwa bietet mit seiner Firma »Spirits of Nature« regelmäßig leichte Touren sowie Schnupperschluchtein für Kinder ab zwölf Jahren an. Dabei können die Hobbysportler erste Erfahrungen auf dem rutschigen Weg des Gebirgswassers sammeln.

»Maßgebliche Voraussetzungen sind Trittsicherheit und Schuhe mit guter Seitenhaftung. Alles andere stellt sich dann im Fels heraus, denn die Wenigsten können sich im Vorfeld vorstellen, was da auf sie zukommt. Probleme sind vor allem die Angst vor der Höhe und das fehlende Vertrauen in das Material. Da hängen doch einige arg verkrampft im Seil!«, erklärt Pruss.

Für versierte Bergsportler gilt die Devise: Wer oben in die Schlucht springt, muss drinbleiben, bis er unten wieder herausfindet. Bei den Schnuppertouren jedoch achten die Organisstoren darauf, dass immer ein Wandersteig als Alternativweg für den Abstieg in der Nähe ist, Zwangspassagen darf es nicht geben. »Es hilft ja nichts, wenn sich jemand voller Angst durch den Fels quälen muss; da würde doch nur Frust entstehen; der Spaß steht eindeutig im Vordergrund.«

Gesichert von geprüften Berg- und Canyoningführern machen die Neulinge die ersten Hüpfer im kalten Wasser, prüfen den Sitz des Klettergurts und wagen sich vorsichtig hinunter in die gurgelnde Tiefe, wo sie im 10 °C kalten Wasser ordentlich durchgespült werden. Die ersten spritzigen Felsstufen flößen Respekt ein vor der Kraft der Elemente, Abbrüche von bis zu 10 m Höhe und glitschige Rinnen wollen mit Bedacht abgeklettert werden. Bei der Suche nach dem besten Tritt in der Klamm helfen die erfahrenen Guides. Auch der starke Wasserstrahl und die Strömung in der Schlucht fordern Mut und Kraft. Spätestens beim ersten beherzten Sprung in einen kleinen Wasserfall schießt das Adrenalin bis in die Haarspitzen, kommt mit Macht der Rausch des nassen Abenteuers – oder die Ernüchterung, wenn man sich doch nicht zu springen traut.

Damit die Schluchten begehbar bleiben, müssen die Canyoningführer ihre Passagen sowie die gesetzten Haken in den Wänden regelmäßig kontrollieren. Vor allem nach Sommergewittern sind Felsen verschoben, blockiert Treibholz die Engstellen, machen Fels- und Geröllstürze die bekannten Routen teils unpassierbar. Für Pruss und seine Mitarbeiter heißt die oberste Devise daher: Risiken minimieren. Wenn nach einem heftigen Regen die Kraft des Wassers um das Zehnfache steigt, muss man allerschnellstens heraus aus dem Canyon!

Infos Canyoning

Kontakt: Spirits of Nature, Bergstr. 19, 87545 Burgberg, Tel. 0 83 21/61 9464, www.spirits-of-nature.de. 3-stündige Einsteigertouren inkl. Spezialausrüstung (Klettergurt, Neoprenausstattung, Helm) ab 50 €; das ganzjährig laufende Programm umfasst u. a. Canyoningtouren in acht Zielgebieten mit mehreren Schwierigkeitsgraden sowie mehrtagige Kombiprogramme inkl. Unterkunft ab 155 €.
Lage und Anfahrt: Allgäu, Südbayern. Firmensitz östlich von Sonthofen.
Voraussetzungen: Körperliche Fitness, Trittsicherheit, Mindestalter zwölf Jahre; wasserfeste Schuhe mit Profil, Badekleidung und Handtücher, evtl. Skiunterwäsche oder Fleecejacke sollen mitgebracht werden.
Sicherheit: Aktuelle Sicherheits- undWarnhinweise über den Zustand in Schluchten auf der Homepage des Deutschen Canyoningvereins, www.canyoningverein.de.
Vor allem nach der Schneeschmelze sowie heftigen Regenfällen im Sommer verkanten sich Baumstämme in den Felsschlitzen, sind einige Wasserläufe nur unter Lebensgefahr zu begehen. Auch erfahrene Schluchtler sind daher nie alleine im Gelände unterwegs.
Sehenswertes drum herum: Die Ferienregion Alpsee-Grünten umfasst ein weites, abwechslungsreiches Wandergebiet mit traditionsreicher Bauernkultur, Schaukäsereien und gemütlichen Ausflugslokalen. Die Seen verlocken im Sommer mit kühlem, sauberem Wasser zum Baden und örtliche Anbieter schnüren Aktiv- bzw. Relax-Pakete für jeden Geschmack.

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