»Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt«, stellte der weise Dichter Joachim Ringelnatz vor über 100 Jahren fest – und sicher hatte er dabei auch den tragikomischen Clown im Sinn, der mit seiner sanften Komik ganze Arenen zum Lachen bringt.

»Der Clown ist ein Meister der Illusion und ein Akrobat des Scheiterns, aber durch seine Kreativität verwandelt er das Scheitern in Gewinn«, erklärt etwa Michael Stuhlmiller den Schülern in seiner Schule für Clowns. Er führt sie tief hinein in die kommunikativen, physiologischen und psychologischen Grundlagen der Clownerie.

Methode Clown

Wie spielt man einen Toaster? Oder: Wie kann man sein Leben nach der »Methode Clown« bewältigen? – Mit solchen Aufgaben lockt der Regisseur und Fachlehrer für Clowntheater und -kommunikation die Teilnehmer in seinen Einsteigerkursen aus der Reserve und eröffnet ihnen eine neue Sicht der Dinge: »Manchmal liegt es nur an einer kleinen, knubbeligen roten Nase. Wenn man die Augen schließt, tief durchatmet, sich nur auf seine Nasenspitze konzentriert und dann wieder neugierig in die Welt guckt, kann alles plötzlich völlig anders sein.« Wenn seine Schüler die Fähigkeit zu staunen wiederentdecken, wenn sie lernen, Schwächen als Stärken zu begreifen, und die Leichtigkeit des Seins finden, dann erleben sie den Clown in sich selbst.

Stuhlmiller und seine Mitarbeiter bieten an der Fachschule in Mainz eine zweijährige Ausbildung zum Clown an. Sie beinhaltet Lern- und Trainingseinheiten in Pantomime, Artistik, Choreografie, Gesang und Improvisation. »Das Bedürfnis nach Leichtigkeit in unserem Leben ist groß; aber wir wollen keinen Pappnasenklamauk, keine Oberflächlichkeit. Wir fordern Wahrhaftigkeit statt Grimassen und wollen uns nicht hinter der Figur des Clowns verstecken, sondern die Perspektive ändern – mit allen Folgen«,erklärt Stuhlmiller. Der Umgang mit anderen Menschen ändere sich erheblich, wenn man an der Körpersprache arbeite. Wer weiß, warum etwas komisch wirkt, kann diese Spieltechnik im Arbeits- und Privatleben einsetzen, die Stimmung mit entspannenden Lachern verbessern.

»Die Ankunft eines Clowns in der Stadt ist oft wertvoller als 30 mit Medikamenten beladene Esel!« Diese Weisheit eines orientalischen Sprichworts nutzen nicht nur Krankenhäuser und Altenheime, sondern auch Kommunikationsprofis. Nicht umsonst lautet der Grundsatz der Clownerie: »Wie wir etwas ausdrücken ist häufig wichtiger als das, was wir sagen.«

[ad#ad-1]

Staunen über sich selbst

Berühmte Vorbilder wie der poetische Clown Pic mit seiner Riesenseifenblase aus dem Zirkus Roncalli oder der legendäre Oleg Popov zeigen, wie sich pantomimische Finesse und das Staunen über sich selbst oder die kleinen Wunder des Alltags zu überraschenden Szenen kombinieren lassen. Zwar dauert es Jahrzehnte, bis sich aus einer Clownfigur samt komödiantischem Spiel solch eine Profivorstellung in träumerischer Perfektion entwickelt hat, doch erste Erfolge stellen sich auch bei Anfängern in einer Schule für Clowns ein: »Sie werden mutiger, humorvoller, haben mehr Spaß in Ihrem Leben. Sie lernen sich selbst besser kennen, erweitern Ihre soziale und emotionale Kompetenz«, verspricht auch Uli Tamm den Teilnehmern an einem ihrer Schnupperkurse in Hamburg. Sogar wenn die Zuschauer mit Befremden und Unverständnis auf das Verhalten eines Clowns oder einer Clownin reagieren, so zeige doch genau diese nonkonformistische Persönlichkeit, wie seltsam, wie skurril unser Alltag und unsere Wertvorstellungen manchmal sind.

Deshalb sagt die Leiterin der Schule »clown werden«: »Die Clownin bringt uns bei, dass Scheitern und auch Stolperei der Anstoß für was Neues sei.« Für drei Tage »Impulsarbeit mit roter Nase« brauchen Interessenten vor allem Neugier, Mut und einige hilfreiche Tipps von den Profis. Je nach Neigung und Temperament ergänzen weiterführende Unterrichtseinheiten in Jonglage, Artistik, Pantomime, Tanz, Improvisation, Stimmeinsatz oder im Umgang mit Requisiten das Basiswissen. Michael Stuhlmiller hat die Quintessenz der Clownerie in fünf Workshops zusammengefasst, die er »Das Hand- und Herzwerk der Komik« nennt.

[ad#ad-1]

Infos Clownschulen

Kontakte: Schule für Clowns, Michael Stuhlmiller, Am Finther Wald, 55126 Mainz-Layenhof, Tel. 0 61 31/47 21 02, www.clownschule.de. Breites Spektrum an Aus- und Fortbildungsangeboten nach der »Methode Clown« sowie zweijährige Berufsausbildung zum Clownschauspieler. Wochenendworkshop »Entdecke den Clown in Dir« ab 190 €. Jeden letzten Mittwoch im Monat um 20 Uhr Mittwochsbühne mit Clown-Variete.
clown werden – Die Clownschule, Uli Tamm, Eiffelerstr. 1, 22769 Hamburg, Tel. 0 40/4 20 46 99, www.andere- clownschule.de. Wochenend-Schnupperkurse ab 165 €; Workshops zu den unterschiedlichsten Aspekten der Clownerie sowie einjähriger Grundkurs.
Voraussetzungen: Neugier, Kreativität, bequeme Kleidung.
Sehenswertes drum herum: Sowohl in Mainz wie auch in Hamburg reicht ein Wochenende längst nicht aus, um auch nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten wie etwa das Gutenberg-Museum und die bedeutenden Kirchen am Rhein oder die historischen Handelskontore und das bunte Treiben rund um den Hafen an der Eibe zu erkunden.

clownIn der Clownschule

Tags: ,

Einen Kommentar schreiben

Kommentar: