Als es im Januar 2007 einem Luchspärchen des Tierparks Suhl gelang, sich nachts klammheimlich aus dem Staum zu machen und in die Tiefen des Thüringer Waldes zu entschwinden, da wurde noch einmal ganz deutlich: Der Luchs, Europas größte Katze, ist und bleibt ein freiheitsliebendes Wildtier. Tierschützer und Wildbiologen sehen es deshalb auch als begrüßenswertes Zeichen, dass es in Deutschland mittlerweile wieder eine stattliche Anzahl, wild lebender Luchse gibt, im Harz, im Pfälzer Wald und vor allem im Bayrischen Wald.

Dort kann man im gleichnamigen Natinalpark, der sich im tschechischen Schutzgebiet Sumava fortsetzt, mit Luchsexperten auf Spurensuche gehen und ihnen bestimmt viel Spannendes “abluchsen”.

Sie wissen nicht, was mit dem “Kreisverkehr des Pinselohrs” gemeint ist? Maria Krüger, Exkursionsleiterin in Sachen Luchs, wird Ihnen das gewiss beantworten können. Doch so lange wollen wir Sie gar nicht auf die Folter spannen: Das Pinselohr, also der Luchs, der seit rund 30 Jahren im Bayrischen Wald wieder heimisch ist, soll mit seinem Artgenossen, die jenseits der Grenze in Tschechien, der Slowakei und Polen leben, anbändenln.

Denn nur mit grenzüberschreitenden Paarungen – dem Kreisverkehr eben – lässt sich Inzucht vermeiden und langfristig der Bestand sichern. Aber wissen das auch die Luchse? Zumal die sich den Exkursionen, die alle zwei Wochen sonntags stattfinden, selten blicken lasssen. Der Luchs ist zwar nicht scheu, aber ein Einzelgänger, derm meist in der Dämmerung oder nachts auf die Jagd geht. Die Tiere erreichen etwa die Größe eines Schäferhundes, wiegen zwischen 17 und 26 kg und haben ein unterschiedlich geflecktes Fell, einen kurzen Schwanz sowie auffällig lange Beine. Paarungszeit ist von Februar bis April, ca. zehn Wochen später wirft die Luchsin in der Regel zwischen zwei und fünf Junge.

Im Bayrischen Wald, wo 20 bis 30 ausgewachsene Luchse leben und sich aufgrund ihrer großen Revieransprüche weiter Richtung Oberpfälzer Wald und Donau ausbreiten, sind Rothirschkälber und Feldhasen die bevorzugte Beute. Wie für Katzen üblich, schleicht der Luchs sich auf leisen Sohlen an, setzt zum gezielten Sprung an und tötet sein Opfer durch eine Biss in die Kehle. Dann versteckt er seinen Fang unter Ästen und Blättern und kehrt tagelang zu diesem opulenten Mahl zurück. Kadaver der Beutetiere oder aber Luchslosung sind oft das Einzige, was auf den Ausflügen auf die Raubtiere hindeutet.

Einblick in die Forschung

Uninteressant ist eine solche Spurensuche aber keineswege. Denn man erhält eine guten Einblick in das facettenreiche gegenwärtige Forschungsprojekt zum Luchs, das vor allem mit Ängsten und Voruteilen aufräumen möchte und für Toleranz wirbt. Den Umgang mit dem Luchs haben die Menschen verlernt, hingegen sind die alten Märchen und Legenden, in denen der Luchs als heimtückische Bestie verteufelt wird, vielerorts noch lebendig.

Bei den Exkursionen werden die Teilnehmer in einige Geheimnisse der Wissenschaftler eingeweiht, so z. B. in die Radiotelemetrie, ein technisches Verfahren, mit dessen Hilfe man den Standort eines Luchses aufspüren und ihm dann auf den Fersen bleiben kann. Auch die Teilnehmer dürfen das selbst ausprobieren – am Reh oder einem anderen Waldbewohner, versteht sich! Luchse bekommt man selbstverständlich auch zu sehen: am Ende der Exkursion, im schönen Wildtiergehege.

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Kontakt

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, Freyunger Str. 2, 94481 Grafenau, Tel. 0 85 52/9 60 00, www.luehserleben.de oder www.luchsprojekt.de. Anmeldung zur Führung Tel. 07 00/00 77 66 55. Die 2,5-stündige Führung ist kostenlos. Teilnehmerzahl max. 16 Pers. Treffpunkt: 14.45 Uhr am Parkplatz (mit “lgelbus”-Haltestelle) des Hans-Eisen-mann-Hauses in Neuschönau, Böhmstr. 35, Tel. 0 85 58/ 9 61 50 (zwischen Infozentrum und Freigehege). Lage und Abfahrt: Das bayrische Grafenau liegt knapp 40 km nördlich von Passau. Grafenau und Neuschönau (8 km weiter noröstl.), wo die Luchs-Exkursionen starten, markieren den südlichen Berich des 24 250 ha großen Nationalparks, der sich entlang der tschechischen Grenze zieht. Anfahrt von Passau aus über die B 25 und B 533. Ausrüstung: Wetterfeste Kleidung, gutes Schuhwerk, Fernglas, Essen und Unterkunft: In der Nähe des Nationalparks, in Waldhäuser, bietet der Berggasthof Lusen preisgünstige Unterkunft und herzhafte, bayerisch-böhmische Küche, Lusenstr. 17, 94556 Wald häuser, Tel. 0 85 53/26 65, www.berggasthof-Iusen.de.
Es ist recht beliebt, am Treffpunkt der Luchsexkursionen am Parkplatz im Schaufenster der Region einen Imbiss zu nehmen. Ansonsten bietet in Neuschönau das Restaurant Euler gute regionale Küche, Kaiserstr. 10, Tel. 0 85 58/10 07
In der Dreiflüssestadt Passau sitzt man gemütlich in der urigen Gaststube des Gasthauses Grüner Baum. Spezialität der Küche sind regionaltypische Gerichte mit marktfrischen Zutaten aus ökologischem Anbau. Höllgasse 7, 94032 Passau, Tel. 08 51/3 5635

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