Geschichte – zum Greifen nah! Und ein fabelhaftes Erlebnis, wenn Techniken und Überlebensstrategien der Menschen in frühgesichtlicher Zeit nachvollziehbar werden. Staunend lernen Kinder und Erwachsene, wie geschickt vor 5000 Jahren Lederflicken mit einem Steinbohrer durchlöchert werden konnten und dass man auch ohne Nägel, Beschläge oder Werkzeuge aus Metall solide Häuser errichten kann – auch Steinzeitdörfer bergen Abenteuer.

Tietreis in de Steentiet

So lautet im Platt die Einladung zur »Zeitreise in die Steinzeit«, und zwar auf einem Freigelände zwischen Albersdorf und dem Giselautal an der schleswig-holsteinischen Westküste. Neben imposanten Hünengräbern sind dort die gewaltigen reetgedeckten Steinzeithäuser des Projekts Archäologisch-ökologisches Zentrum Albersdorf (AÖZA) imposanter Blickfang. Nicht Fred Feuerstein und seine Keulen schwingenden Kumpane lauerten hier auf leichtsinnige Dinosaurier, sondern zwischen lichten Baumgruppen am Rand der küstennahen Steppe lebten Ackerbauer- und Viehzüchtersippen, die Handwerkstechniken perfektionierten und sorgsam darüber wachten, dass die Glut der Feuerstellen nicht erlosch.

Denn wie mühsam das Feuerschlagen auf steinzeitliche Weise ist, wissen die Besucher im archäologisch-ökologischen Zentrum nach einigen erfolglosen Versuchen mit Kienspan und Feuerstein. Ähnlich kompliziert ist der Umgang mit messerscharfen Flintsteinen, schweren Mahlsteinen und starren Lederstücken …

»Wir machen erlebbar, wie die Menschen der Steinzeit ihren Lebensraum und damit eine frühe Kulturlandschaft formten, wie sie mit Muskelkraft und ausgefeilten Handwerkstechniken ihre großen Häuser bauten und die Steine für ihre aufwendigen Grabanlagen aufhäuften«, beschreibt Prähistoriker Dr. Rüdiger Keim die Aufgabe des AÖZA. Frühgeschichtliche Denkmäler, u. a. mehrere mindestens 3000 Jahre alte Großsteingräber wie der bekannte Brutkampstein, gibt es bei Albersdorf zuhauf. Was lag also näher, als dieses Szenario mit Leben zu füllen?

Im Rahmen der Aktionstage lernen die Besucher steinzeitliche Musikinstrumente wie das Schwirrholz kennen und bauen, können aus Emmer, Einkorn oder Nacktgerste nahrhafte Fladen backen, tummeln sich in ihrer Nähe alte Haustierrassen wie Vielhornschafe, wenn sie mit den Repliken von Werkzeugen und Waffen aus der Zeit vor 5000 Jahren hantieren. »In der Jungsteinzeit lebten die Menschen in kleinen Weilern mit individuell gebauten Häusern, die sich der Geländeform anpassten. Erst später wurden die Behausungen standardisiert und nach der Wind- bzw. Sturmseite ausgerichtet«, erklärt Dieter Höfer vom Förderverein der Steinzeitanlage.

Mit einem Rundwanderweg, Ausstellungen, Mitmachaktionen und einer jährlichen Großveranstaltung, der Steinzeitmeile, haben die Freunde des AÖZA bei vielen Besuchern Steinzeitbegeisterung geweckt. Sie organisieren ebenso eifrig Kindergeburtstage oder einen Naturerlebnistag.

Unteruhldingen: Wohnen auf Stelzen

Vier Siedlungen mit 20 Pfahlhäusern im Stil der Stein- und Bronzezeit sowie die bewohnbare Kulisse des ARD-Experiments »Steinzeit – Leben wie vor 5000 Jahren« geben in Unteruhldingen am Bodensee spannende Einblicke in die frühgeschichtliche Zeit. Nachbauten von Funden aus halb Europa sind hier zu sehen. Allein am Bodensee sind mehr als 100 Siedlungsstandorte bekannt, schließlich war der Pfahlbau-Wohnsitz ideal, um sowohl die ufernahen Böden zu bewirtschaften, als auch zu fischen. Es herrschte nie Mangel an Trinkwasser und relativ sicher vor feindlichen Angriffen war man ebenfalls, nur war es in den Bauten meist feucht und klamm!

Der jahreszeitlich schwankende Wasserspiegel des Sees musste die frühen Siedler nicht beunruhigen, die rauen Winter mit den Schneestürmen stellten hingegen eine große Bedrohung dar. Nur eine ausgefeilte Vorratshaltung und der enge Zusammenhalt der Gruppe retteten in jenen Zeiten die Menschen vor dem eisigen Tod.

Im Schlick von Seen und Mooren haben Forscher Reste von Stützpfählen, Herdstellen sowie Hausrat und Waffen entdeckt, sodass sie viele Details des steinzeitliehen Alltags kennen. So stand ein Pfahlhaus der Steinzeit allenfalls 30 Jahre, spätestens dann war es durch Hochwasser, Eisgang und Stürme baufällig und kippte in den Morast. Unter dem mit Gras, Schilf, Rinden- oder Holzschindeln gedeckten Dach eines typischen Pfahlbaus fanden, so der aktuelle Forschungsstand, rund zehn Personen Platz. Auch die Vorräte, v. a. Getreide, Hülsenfrüchte, Beeren, Nüsse und getrockneter Fisch für den Winter, lagerten in den Hütten, sofern sie nicht kultischen und spirituellen Zwecken dienten.

In Unteruhldingen beschäftigt man sich intensiv mit den Riten und Jenseitsvorstellungen der Stein- und Bronzezeit. Die Forscher rätseln über die Bedeutung von weißen Wanddekorationen an Kulthäusern und die Jagdmagie, die durchbohrten Bärenzähnen oder den Geweihspitzen von Hirschen zugesprochen wurde. Auch Tätowierungen, wie man sie an der Mumie des Gletschermanns Ötzi feststellte, werden als schützende Zeichen gedeutet. Dass unter den Funden Stücke verwandter Kulturen in Italien oder an der Nordsee waren, erklärt die Lage der Bodenseesiedlungen an einem europäischen Fernhandelsweg.

Vor allem im Haus der Fragen erhalten Besucher viele Antworten zu Details und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Alltag zu Zeiten von Ötzi. So etwa ist erklärt, dass die Steinzeitkulturen nicht nach einer Region benannt wurden, sondern nach der Art ihrer Keramiken, ihrer Bestattung in Urnenfeldern, Dolmen- oder Hügelgräbern sowie nach den ersten Fundorten von Siedlungen.

Das tägliche steinzeitliche Leben im Dorf der Pfahlbauten steht bei spannenden Mitmachaktionen unter dem Motto »Steinzeit live« im Vordergrund, wenn beim Bohren mit der Steinahle oder dem anstrengenden Kneten von Brotteig einige Härten des überlebenskampfes vor 5000 Jahren deutlich werden. Doch die Archäologen muten ihren Gästen nicht zu viel Originalrezepte aus der Steinzeitküche zu, weshalb es statt Getreidebrei und Hagebuttensuppe auch gegrilltes Fleisch und feine Bärlauchbrote gibt.

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Infos AÖZA

Kontakt: Archäologisch-ökolog. Zentrum Albersdorf (AÖZA), Bahnhofstr. 23, 25767 Albersdorf bei Heide, Tel. 0 48 35/97 97 14, www.aoeza.de.
Eintritt: Erwachsene 2,50 €, Kinder 1,50 €; mehrstündige Erlebnisprogramme für Kinder und Erwachsene ab 40 €; 3-tägiger Kurzurlaub in der Steinzeit ab 181 € pro Person.
Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen, Bahnhof Albersdorf. Di-Fr 10.30-17, So 11-17 Uhr;
Eintritt: Erwachsene 2 €, Kinder 1 €. Aktuelle Links und Basiswissen unter www.archaeologie-online.de oder www.kulturendersteinzeit.de.vu.
Lage und Anfahrt: Schleswig-Holstein. A23 Hamburg-Büsum, Abfahrt Albersdorf, oder B 204 zwischen Heide und Itzehoe; mit Regionalbahn Neumünster-Heide bis Albersdorf.
Essen und Unterkunft: Eleganter Landhausstil, kombiniert mit holsteinischem Understatement prägt Zimmer, Service und Speisekarte im Hotel Ohlen. Weg zur Badeanstalt 1, 25767 Luftkurort Albersdorf, Tel. 0 48 35/97 14 70.

Infos Unteruhldingen

Kontakt: Pfahlbaumuseum, Strandpromenade 6, 88690 Unteruhldingen/Bodensee, Tel. 0 75 56/8543 und 65 37, www.pfahlbauten.de. Geöffnet Mitte März-Sept. tgl. 9-19 Uhr, Okt. tgl. 9-17 Uhr, Nov. und März Sa, So, Fei 9-17 Uhr, Febr. So 10-16 Uhr;
Eintritt: Erwachsene 6,50 €, Kinder 4,50 €.
Sehenswertes drum herum: Die Blumeninsel Mainau und die malerischen Städte Konstanz, Lindau oder Überlingen lohnen einen längeren Aufenthalt am Bodensee.
Essen und Übernachtung: Das elegante Hotel Seevilla hat neben derTraumlage am See und dem Wellness-Bereich Para-Vida auch eine ausgezeichnete Küche mit üppigem Biovital-Angebot und regionalen Spezialitäten zu offerieren. Seefelder Str. 36, 88690 Unteruhldingen, Tel. 0 75 56/93 30, www.seevilla.de.

pfahlbauten-unteruhldingenZurück in die Steinzeit

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Ein Kommentar zu “Zurück in die Steinzeit”

  1. IN SACHEN UNTERUHLDINGER PFAHLBAUTEN ERKLÄRT, der Verein für Pfahlbauten- und Heimatkunde e.V. ist wissend, dass die gesamte Pfahlbautenanlage im Bodensee im Staatshoheitsgebiet des State Kingdom of Marduk staatsrechtlich gelegen ist – sowohl extern der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen, extern des Bodenseekreis, extern des RP Tübingen, extern Land Baden-Württemberg / BRD gelegen. Der Verein VR 94 beim AG Überlingen registriert, positioniert sich widerrechtlich, die Details liest man im Internet unter der Doman: http://www.king-marduk.com unter dem Link Pfahlbauten, hier die detaillierten Sach- Rechtslagen aufgedeckt bekommen. der Verein VR 94 hat derzeit eine Schuldenlast von 12,45 Mill Euro, dem ist der Verein dessen Vorstand und Geschäftsführer Gunter Schöbel beurkundet bestätigt wissend – auch dahingehend, das der VR 94 ungetreue Vereinsgeschäftsbesorgungen seit 1993 betreibt. gez. H.M. King Marduk I.

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