Talent, Inspiration, sicher auch Leidenschaft und Hingabe, vor allem aber die richtigen Maltechniken und einen guten Lehrer braucht man, um sich künstlerisch zu entwickeln und zu entfalten. Wer nicht gleich ein freies Kunststudium aufnehmen möchte, bei der Volkshochschule aber nicht recht weiterkommt, für den bieten sich Kurse in Malakademien an. Oft sind es namhafte Künstler, die Ihnen an der Staffelei über die Schulter schauen und im Einzelfall den Pinsel führen – im oberbayerischen Bad Reichenhall etwa. Aber auch auf der Ferieninsel Spiekeroog, wo im Sommer 2007 ein Künstlerhaus eröffnet hat, in dem kreative Menschen zusammenkommen, um sich ganz dem künstlerischen Schaffen zu widmen. Im Sommer wie im Winter.

Kunstakademie Bad Reichenhall

»Kunst wäscht den Staub von der Seele.« Dieser Ausspruch Pablo Picassos ist so etwas wie das Leitmotiv der namhaften Kunstakademie Bad Reichenhall, einem wahren Kleinod in Oberbayern. Wer den Kunsttempel betritt, der sich hinter den dicken, efeuberankten Mauern der Alten Bad Reichenhaller Saline aus dem 19. Jh. versteckt, der spürt sofort, dass dies ein ganz besonderer Ort der Inspiration ist. In der Solereserve 3 widmet man sich heute nicht mehr der Salzgewinnung, sondern der zeitgenössischen Kunst: Objektkunst, abstrakter oder gegenständlicher Malerei.

Auf einer Fläche von 1000 m² sind auf zwei Etagen fünf große Ateliers eingerichtet worden – durchflutet von warmem Sonnenlicht. 160 Seminare werden im Jahr abgehalten, 1700 Kunstinteressierte gehen hier ein und aus, Anfänger wie Fortgeschrittene. 90 Lehrer unterrichten an der Akademie, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Das Angebot richtet sich an alle, die sich für bildende Kunst begeistern können. Dabei haben die Mal- und Bildhauerkurse allesamt ein hohes Niveau – da können die zugegebenermaßen wichtigen Kurse der Volkshochschule schlicht nicht mithalten.

Die Salinenakademie bietet eine inspirierende Atmosphäre: Leinwände, Staffeleien, Pinsel, Farben, Kreiden, dazu fertige Bilder in Öl, Acryl, als Themen Landschaften, Porträts, Abstraktes … In den Klassen Kunstschüler aller Altersstufen, die mit prüfendem Blick ihre Werke betrachten, hier und da noch Korrekturen vornehmen. Auf der Dozentenliste finden sich die Namen bedeutender Künstler und Professoren wieder. Unter ihnen Markus Lüpertz, Leiter der Kunstakademie Düsseldorf und ein wichtiger Vertreter des europäischen Neoexpressionismus. Regelmäßig hat er in der Vergangenheit für Skandale und Schlagzeilen gesorgt. Nachdem sich der Stadtrat von Augsburg 2001 gegen die Aufstellung der geplanten Brunnenfigur »Aphrodite« entschied, in Bamberg eine seiner Skulpturen zerstört wurde und sich in Salzburg Sprüher an seiner Mozartskulptur vergingen, ist sein Verhältnis zu Bayern und Österreich ein wenig getrübt. Dennoch: Nach Bad Reichenhall kommt der Professor immer wieder gerne, hier weiß man seine Kunst zu schätzen. Genauso wie die von Kurt Arentz, dessen Bronzeporträts deutscher Staatsmänner sowie amerikanischer Präsidenten berühmt sind.

Die meisten Kurse finden in den Ateliers statt – bei einigen jedoch ziehen die Schüler ins Freie. »Outdoor-zeichnen« nennt sich z. B. ein Angebot von Stefan Geisler, der mit seinen Schülern bewusst ungewöhnliche, ja banale oder gar hässliche Orte besucht: Hinterhöfe, Parkplätze, Bahngleise. Hier sollen seine Schüler die freie Umsetzung der Motive lernen.

Die mit Preisen dekorierte Künstlerin Gabriele von Habsburg widmet sich u. a. dem Schrott: Sie lehrt die kunstvolle Bearbeitung von Metallstücken, aus denen dann hochinteressante Skulpturen entstehen. Und der oberbayerische Kulturpreisträger aus dem Jahr 2000, Angerer der Jüngere, unterrichtet Aquarellmalerei. Die Kursteilnehmer erlernen bei ihm die richtige Technik, um in der Landschaftsmalerei die richtigen Farbkontraste und Stimmungen zu treffen.

Und die Schüler? Es sind Kunststudenten, freischaffende Künstler und ganz normale Menschen, die in ihrer Freizeit schöpferisch und kreativ tätig sein möchten. Die vielleicht ihr ganzes Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben, die einen kreativen Anreiz brauchen, die experimentieren, forschen und dazulernen möchten.

Selbsternanntes Ziel der Akademie ist es, die jeweiligen Künstler auf dem Weg zu ihrem eigenen Werk zu begleiten, ihnen Mut zu geben, »auch mal ein Scheitern zu riskieren und mit neuer Kraft zu entdecken, welches Potenzial in einem steckt.« Zum Experimentieren jedenfalls haben die Künstler hier reichlich Platz, Gelegenheit – und Atmosphäre!

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Künstlerhaus Spiekeroog

Ähnlich offen gibt sich Spiekeroog, das kleine zauberhafte Inselparadies in der Nordsee. Ganz im Osten dieser ostfriesischen Insel, auf der man so herrliche Spaziergänge unternehmen kann und einem bei heftigem Wind oder gar Sturm so richtig der Kopf freigeblasen wird, hat im Sommer 2007 ein lichtes und freundliches Galerie- und Künstlerhaus eröffnet. Die Ruhe, die Weite, das Rauschen des Meeres, der Wind, all das sind Vorzüge, die Künstler schon seit geraumer Zeit zu schätzen wissen, und so haben Maler, Bildhauer, Fotografen, Schriftsteller und andere Kunstschaffende sich auf Spiekeroog zusammengefunden.

Im neu errichteten Domizil der Kunst stehen das ganze Jahr über Malkurse, Workshops, Lesungen und andere Kultur- und Kreativangebote auf dem Programm. Denn auch Spiekeroog wirkt inspirierend. Wer mit Gleichgesinnten mit Staffelei und Farben in die Natur hinauszieht, wer versucht die wogenden Gräser im Wind, das Licht, die Wellen oder die Wolken auf die Leinwand zu bannen, der wird begeistert sein. Besondere Erlebnisse sind natürlich, wenn Dozenten wie Professor Matthias Koeppel individuelle Tipps geben, oder der Meister persönlich den Pinsel nimmt und mit ein paar gezielten Strichen dem Bild seine ganz besondere Stimmung einhaucht. Selbstverständlich wird auch auf Spiekeroog experimentiert, diskutiert – aber doch vornehmlich gemalt: im Freien wie im Atelier, im Sommer wie im Winter, wenn Stürme die Insel heimsuchen oder Raureif ihr ein ungewöhnliches Bild verleiht.

Die Akademie ist für Profis wie für Laien gleichermaßen zugänglich und das Angebot breit gefächert: Neben den Kunstkursen wie Bildhauerei, Radierung, Malerei oder Grafik, werden 150 Literaturseminare, Fotokurse und Schmuckgestaltung angeboten.

Offenes Atelier nennt sich ein Angebot, bei dem man von Montag bis Samstag jeweils am Vormittag oder Nachmittag einen dreistündigen »Block« besucht. Unter Hilfestellung des jeweiligen Dozenten setzen Sie Ihr eigenes Werk um und sind völlig frei, welche Technik oder Motive Sie dabei wählen. Ob Sie den bekannten Radierer Jens Rusch in seiner Druckwerkstatt besuchen, sich von Bildhauer Bernd Finkenwirth die optimale Führung des Meißels beibringen lassen, oder ob Sie lieber in die Medienwerkstatt für digitale Fotografie und Filmschnitt hineinschnuppern, bleibt ganz Ihnen überlassen.

Die thematischen Workshops stellen ein Motto oder Motiv in den Mittelpunkt. »Landschaftsdarstellungen in Öl« z. B., ein Thema, für das der Berliner Künstler und Professor Matthias Koeppel wie kein Zweiter steht. Farbkomposition und Bildaufbau sind dabei wichtige Komponenten. Ruhig und verständlich gibt Koeppel Rat und Hilfestellungen, erklärt in der Theorie, was die Teilnehmer in der Praxis des neuntägigen Seminars dann umsetzen sollen. Landschaftsmotive jedenfalls gibt es auf Spiekeroog in Hülle und Fülle – vor allem die Weite des Himmels rückt immer wieder in den Fokus. Gerade Koeppel ist bekannt für die Umsetzung von Himmelsmotiven. Wer versucht ihm nachzueifern, wird es nicht leicht haben. Aber Kunst wäscht ja bekanntlich den Staub von der Seele. Das ist die Hauptsache und Grund genug, es einfach zu versuchen!

Infos Kunstakademie Bad Reichenhall

Kontakt: Kunstakademie Bad Reichenhall, Alte Saline, 83435 Bad Reichenhall, Tel. 0 86 51/37 13, www.kunst akademie-bad-reichenhall.de. Genaue Termine und Preise im Internet.
Albeitsmaterialien: Materialien wie Pinsel, Farbe, Kreide, Bleistifte, Kohle, spezielles Papier oder Leinwände müssen mitgebracht werden. Und falls etwas fehlt: In unmittelbarer Nachbar- schaft der Akademie befinden sich zwei Fachgeschäfte für Kunstbedarf.
Lage und Anfahrt: Oberbayern. A8 Ausfahrt Bad Reichenhall, im Ort in Richtung Altstadt/Zentrum halten; die Saline ist ausgeschildert.
Essen und Unterkunft: 2008 wird auf dem Gelände der Kunstsaline ein kleines Restaurant eröffnen, doch das Angebot der Gaststätten und Cafés in der nahen Altstadt lässt einen ohnehin nicht hungern.
Die Akademie bemüht sich um die Unterbringung ihrer Gäste in Bad Reichenhall. Der Quellenhof z. B. ist ein ruhig gelegenes, gemütliches Gästehaus, ins Zentrum sind es 15 Min. zu Fuß. Von den Zimmern mit Südbalkon genießt man einen herrlichen Panoramablick. Nonn 18, 83435 Bad Reichenhall, Tel. 0 86 51/33 10, www.quellenhof-peter.de.
In der Nähe, Nonn 94, liegt das Hotel Neu-Meran, das über komfortable Zimmer, ein behagliches Restaurant sowie ein Weinstüberl verfügt. Im Sommer lockt eine herrliche Aussichtsterrasse in Freie. 83435 Bad Reichenhall, Tel. 0 86 51/40 78, www.hotel-neu-meran.de.

Infos Malen auf Spiekeroog

Kontakt: Galerie- und Künstlerhaus Spiekeroog GmbH, Achter d’ Diek 3, 26474 Spiekeroog, Tel. 0 49 76/70 62 70. Geschäftsstelle Bremen, Martinistr. 34, 28195 Bremen, Tel. 04 21/46 04 44 40, www.kuenstlerhaus-spiekeroog.de. Offenes Atelier: 3 Std. 45 € (inkl. Material), besondere Materialien wie Leinwände müssen extra bezahlt werden.
Lage und Anfahrt: Nordseeinsel Spiekeroog. A 29 bis Wilhelmshavener Kreuz, dort abfahren, danach über Jever und Carolinensiel nach Neuharlingersiel. Von dort mit der Fähre übersetzen. Oder: A 29 bis Ausfahrt Horumersiel; über Hooksiel und Carolinensiel nach Neuharlingersiel.
Essen und Unterkunft: Ob in der Künstlerherberge, im Noldehaus, im Friesenhaus Emil Nolde oder in Noldes Leidenschaft– die Ferienhäuser, -wohnungen oder -apartments, die über das Apart-Hotel Spiekerooger Leidenschaft vermittelt werden, sind allesamt zu empfehlen. Einen hervorragenden Namen hat sich das hoteleigene Restaurant erworben. Köstliche fangfrische Nordseekrabben, Dorade und Zander sind hier unbedingt zu empfehlen. Noorderpad 6, 26474 Spiekeroog, Tel. 0 49 76/7 06 00, www.spiekerooger-leidenschaft.de. Hotel & Restaurant.

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