»Man muss Menschen vor den Kopf stoßen, damit sie lernen ihn zu gebrauchen«, sprach einst Ober-Scheibenwischer Dieter Hildebrandt, der geistreiche alte Mann des politischen Kabaretts in Deutschland. Pointiert wie Bruno Jonas, frech wie Lizzy Aumeier oder schlagfertig wie Dieter Nuhr, wer wäre das nicht gerne? Es muss ja nicht gleich die große Fernsehkarriere sein, auch im Freundeskreis wäre eine gekonnte Kabaretteinlage der Knüller, denken nicht nur Stimmungskanonen. Gäbe es da vielleicht einen Kurs?
[ad#ad-1]

Ja, den gibt es. Es gibt sogar eine Bundesvereinigung Kabarett, mitSitz in Magdeburg, die Workshops für junge Talente organisiert – und alljährlich im November ein mehrtägiges Festival in Aschersleben. Die Interessenten kommen vor allem aus dem politisch-satirischen Gruppenkabarett, das in den neuen Bundesländern über einen reichen Erfahrungsschatz aus DDR-Zeiten verfügt, während im Westen vor allem das Solokabarett Konjunktur hat. »Wir grenzen uns deutlich vom Klamauk und den Witzchen der Comedy ab, die Themen im Kabarett müssen im weitesten Sinne gesellschaftliche Relevanz haben«, erläutert Harry Pucklitzsch das Workshop-Konzept. »Spöttische Seitenhiebe auf Merkel oder Stoiber sind ‘ne Weile in und gehen dann – Gott sei Dank – schnell wieder vorbei!« Spätestens seit sogar Ex-Minister Norbert Blüm gemeinsam mit Peter Sodannals mäßig spaßiges Duo auf der Bühne steht, verwischen allerdings auch in Sachen Kabarett und Comedy die Konturen.
[ad#ad-1]
Ein ganzes Bündel an Workshops, die immer schnell ausgebucht sind, können die jungen Amateure bei der Bundesvereinigung nutzen. Meist haben die Interessenten bereits in Theaterprojekten, in Arbeitsgruppen an der Schule oder auf Kleinkunstbühnen erste Erfahrungen gesammelt. In Magdeburg lernen die Nachwuchskünstler dann, dass die ersten Lacher meist leicht platziert sind, und die Arbeit beginnt, wenn aus einzelnen Geistesblitzen ein treffsicher präsentiertes Programm werden soll.

»Am Anfang stehen der Spaß und die Lust am Sprachwitz. In unseren Kursen kommen die professionellen Kniffe hinzu«, sagt Organisator Pucklitzsch. Deshalb sind in Magdeburg die Profis als Referenten im Einsatz. Sie erläutern die Kunst des Improvisierens und die Finessen von Sprachwitzattacken, helfen bei der Entwicklung einer eigenen Figur, die als komisches Alter Ego eingesetzt werden kann. Wenn etwa Hape Kerkeling in die Rolle des verschrobenen Heimatreporters Horst Schlämmer schlüpft, werden seine schrulligen Aussagen einzigartig und großartig unterhaltsam. Auch unangenehme Botschaften und Kritik finden so mit einem Lachen ihr Ziel.

Neben der Textstärke ist die Körpersprache ein entscheidendes Element für den Erfolg auf der Bühne. Denn mit der passenden Gestik, mit abwechslungsreicher Mimik und der richtigen Haltung lässt sich die Wirkung des Textes verstärken. Mal ehrlich: Würde Matthias Riechling so erfolgreich sein, hätte er nicht dieses wandlungsfähige Gesicht in Kombination mit seiner sprachlichen Klasse?

Kabarett erlaubt als Sonderform der Theaterarbeit eine große thematische und darstellerische Bandbreite, bei den spöttelnden Gruppen vom Kaliber der Berliner Stachelschweine oder des Münchner Scheibenwischers sorgt die Kombination mehrerer Charaktere für eine Extrabrise Biss und Unterhaltung. Im Soloprogramm dagegen punktet der Kabarettist allein mit seiner Bühnenpräsenz, wenn er wie Volker Pispers messerscharfe Statements oder ein Feuerwerk der Geistesblitze ins Publikum schleudert. Immerhin ist, so der Profi Pispers, “Kabarett dieKunst, in einer aalglatten Gesellschaft anzuecken! «

Um diese Kunst in all ihren Facetten zu beherrschen, sollten Kabarettisten auch die Grundlagen des Improvisationstheaters studieren, ihre eigene Kreativität nutzen und sich auf Dialoge mit unbekanntem Ausgang einlassen, fordern die Dozenten der Bundesvereinigung Kabarett. Solche Übungen führen gerne aufs sprachliche Glatteis – und mitunter bricht ein munterer Kandidat samt seiner Pointe darin ein. »Gemeinsam aus Fehlern zu lernen« ist deshalb ein wichtiger Punkt, der im Kurs »Kabarettistische Problemfälle« behandelt wird, ebenso wie rechtliche Fragen oder kleine Tricks, die dem aufstrebenden Künstler das Leben erleichtern. Ergänzend gibt es Tipps zur einfallsreichen Inszenierung der Show, zu passenden Lichteffekten und dem Bau eines einfachen Bühnenbildes oder dem Einsatz von Musik im Programm.

Infos: Kabarett

Kontakt: Bundesvereinigung Kabarett, Henry Pucklitzsch, Wörlitzer Str. 3 a, 39114 Magdeburg, Tel. 03 91/8 11 20 07, www.bundesvereinigung-kabarett.de. Dreitägige Workshops für Gruppenkabarett und Solokünstler, teils Vorerfahrung vorausgesetzt.
Lage und Anfahrt: Sachsen-Anhalt. Genaue Angaben zum Ort des Workshops auf der Veranstalter-Website.
Ausrüstung: Bequeme Kleidung.
Essen und Unterkunft: Die Pension zur Gilde bietet zu den zweckmäßig eingerichteten Zimmern unschlagbar günstige Hausmannskost und einen gemütlichen Biergarten. Kroatenweg 2, 39116 Magdeburg- Sudenburg, Tel. 03 91/66 29 9 10.

DEU SALVATORPROBEKabarett-Workshop

Tags: ,

Einen Kommentar schreiben

Kommentar: